Die geschichtliche Entwicklung Rothensees
Der Raum um Magdeburg gehört zu den frühest besiedelten Gebieten Mitteldeutschlands, wie schon Reste von Ansiedlungen aus der frühen Jungsteinzeit (ab 5700 v. Chr.) beweisen. Die Ortslage Rothensee ist als "Rodensee" in einer Urkunde des Erzbischofs Wichmann 1176 erstmals schriftlich nachweisbar. Die Gerichtsbarkeit über das Dorf übte damals ein Vogt im Auftrage des Domprobstes von Magdeburg aus. Der noch im Jahre 1391 nachweislich "Rodensee" geschriebene Ortsname hat sich 1544 in "Rodensehe" gewandelt, wie auf einem Gerichtssiegel zu lesen ist. Daraus wurde im 18. Jahrhundert der heutige Name Rothensee. Bis zum 16. Jahrhundert lag Rothensee östlich der Elbe, in deren ehemaligen Flußniederung fließt heute die Schrote.
Die ständigen Veränderungen des Flußlaufes bedrohten die anliegenden Ortschaften immer wieder erneut durch Überschwemmungen, deshalb wurden Begradigungen des Elbverlaufes geplant. Sie scheiterten aber nicht zuletzt am Widerstand einflußreicher Bürger der Stadt Magdeburg, die einen Wertverlust ihrer Wiesen und Wälder in der Region Rothensee befürchteten. Die Bürger von Lostau und Gerwisch griffen zur Selbsthilfe und begradigten einen Knick im Flußlauf, einen zweiten Durchstichversuch verhinderte das dadurch gefährdete Rothensee. Seitdem sich die Elbe selbst die Mäander geöffnet hatte fließt sie seit 1788 in ihrem noch heute vorhandenen Flußbett. Nachdem größere Teile des umfangreichen Auenwaldes von Rothensee zu Anfang des vorigen Jahrhunderts gerodet wurden, erlangten die Bewohner des Ortes durch den Ackerbau einen gewissen Wohlstand, es entstanden neue Ackerhöfe. Sie ergänzten die Bauten aus früheren Zeiten, wie z.B. den Turmhof gegenüber der Dorfkirche in alten Ortskern. Sein noch heute erhaltener Wehrturm wurde 1200 erbaut, das anschließende Fachwerkhaus stammt aus dem Jahre 1650. Der Turm diente mit seinen mächtigen Mauern den Bewohnern bei Gefahr als Zufluchtsstätte. Etwas weiter nordwestlich lag ein zweites großes Gehöft, das aber heute nicht mehr vollständig erhalten ist. Von hier aus sollen unterirdische Fluchtgänge zur Dorfkirche und zum Turmhof bestanden haben. Beim Abriß des ehemaligen Gutshauses in den 80er-Jahren wurden Reste davon gefunden. Die im alten Ortszentrum noch heute vorhandene Kirche wurde 1910 an der Stelle des alten, aus dem 13. Jahrhundert stammenden Gotteshauses erbaut. Es war einst aus Feldsteinen errichtet und konnte nach seiner Zerstörung im 30jährigen Krieg später nur teilweise erneuert werden. In der Nähe der Kirche befanden sich auch die zwei kleinen Schulen des Ortes, die nach der Eingemeindung von Rothensee wegen des Bevölkerungszuwachses in ihrer Kapazität nicht mehr ausreichten. Deshalb wurde 1925/26 die heutige August-Bebel-Schule erbaut, an deren Finanzierung sich zahlreiche Bürger von Rothensee durch Spenden beteiligten. Ab 1908 begann die Wandlung des Ackerdorfes Rothensee zum bedeutenden Industriegebiet von Magdeburg durch den Bau des Industrie- und Winterhafens und seiner Güterumschlagplätze. Später folgten die Großgaserei und die BRABAG, um einige Betriebe zu nennen. Das setzte sich in den 60er-Jahren mit allen bekannten Vor- und Nachteilen fort, wobei zu keiner Zeit auf Schutz der Umwelt und der hier lebenden Menschen Rücksicht genommen wurde. An den Folgen litten die Bürger von Rothensee lange Zeit und auch noch heute sind die Altlasten längst nicht alle beseitigt. Quelle: Stadtplanungsamt Magdeburg, Stadtteileentwicklungskonzept Rothensee, 25/1995.